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Die Netzhaut Etwas unterhalb und seitlich von der Fovea centralis mündet der Sehnerv in die Netzhaut; hier gibt es einen kleinen runden Bereich ohne lichtempfindliche Zellen, der als Blinder Fleck bekannt ist. Wie bereits erwähnt, sieht das Auge wegen des neurologischen Aufbaus der Netzhaut im Bereich der Fovea centralis am schärfsten. Jede einzelne Zapfenzelle der Netzhaut ist nämlich mit anderen Nervenfasern verknüpft. Als Folge wird die Reizung jeder einzelnen Zelle weitergeleitet, und man kann auch kleine Einzelheiten unterscheiden. Die stäbchenförmigen Zellen dagegen sind gruppenweise mit den Nerven verknüpft, so dass sie nur auf die Reizung einer größeren Fläche reagieren. Deshalb sprechen die Stäbchen zwar auf sehr geringe Lichtmengen an, aber sie können Einzelheiten des Bildes nicht trennen. Diese Strukturunterschiede haben zur Folge, dass sich das Gesichtsfeld des Auges aus einem kleinen mittleren Bereich sehr scharfen Sehens und einem großen Außenbereich mit weniger scharfer Abbildung zusammensetzt. Dafür ist das Auge aber in diesem Außenbereich besonders lichtempfindlich: Schwach beleuchtete Gegenstände lassen sich nachts mit dem äußeren Teil der Netzhaut noch wahrnehmen, während sie für den inneren Teil unsichtbar sind. Die Empfindlichkeit der Stäbchenzellen für das nächtliche Sehen entsteht durch ein Pigment namens Sehpurpur oder Rhodopsin, das in den Zellen gebildet wird. Damit es entstehen kann, ist Vitamin A erforderlich – ein Mangel an diesem Vitamin führt zur Nachtblindheit. Der Sehpurpur wird vom Licht ausgebleicht und muss in den Stäbchenzellen im Dunkeln neu gebildet werden. Deshalb kann man zunächst nichts sehen, wenn man aus dem Hellen in einen dunklen Raum kommt; erst nach einiger Zeit entsteht wieder das Pigment. Ist Rhodopsin vorhanden, sprechen die Augen noch auf sehr geringe Lichtmengen an, ein Zustand, den man als Dunkeladaptation bezeichnet. In der Außenschicht der Netzhaut befindet sich ein bräunliches Pigment, das die Zapfenzellen vor Schäden durch zu starke Lichteinwirkung schützt. Fällt sehr helles Licht auf die Netzhaut, wandern Körner dieses braunen Pigments in die Zwischenräume zwischen den Zapfenzellen und schirmen sie ab; diesen Zustand nennt man Helladaptation. Subjektiv bemerkt man nichts davon, dass das Gesichtsfeld aus einem mittleren Bereich des scharfen Sehens und einem äußeren Bereich mit zunehmender Unschärfe besteht. Das liegt daran, dass die Augen ständig in Bewegung sind, so dass immer andere Teile des Gesichtsfeldes in den Bereich der Fovea gelangen, wenn sich die Aufmerksamkeit erst auf diesen und dann auf jenen Gegenstand richtet. Für diese Bewegungen sind sechs kleine Muskeln verantwortlich, die den Augapfel nach oben, unten, rechts, links oder Zwischenpositionen drehen. Die Augenmuskeln arbeiten mit höchster Präzision: Nach einer Schätzung können sie die Augen so bewegen, dass sich der Blick auf nicht weniger als 100 000 verschiedene Punkte des Gesichtsfeldes richten kann. Außerdem arbeiten die Muskeln beider Augen zusammen: Das ist sehr wichtig, damit sich der Blick beider Augen auf den gleichen Punkt richtet und somit die Bilder zusammenfließen. Ist diese Übereinstimmung gestört oder gar nicht vorhanden, entstehen Doppelbilder. Von großer Bedeutung sind die Bewegungen der Augen und das Verschmelzen der Bilder für das räumliche Sehen und das Abschätzen von Größen und Entfernungen. |
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